Thor
 

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Thor
 

 

Thor (altgerm. Donar, altengl. Thunaer, nord. Schreibung Þórr) ist der Sohn Odins und der Mutter Erde, die in der Edda Jörd, Fjörgyn oder Hlodyn heißt. Er ist der stärkste und mutigste der Asen und hat die Aufgabe, Götter und Menschen vor allen zerstörerischen und finsteren, lebensfeindlichen Kräften zu beschützen. Er ist von zuverlässigem, geradlinigem Charakter, hilfsbereit für seine Freunde und zornig gegen seine Feinde, die vor allem die Thursen sind, wie diejenigen unter den Urwesen vom Stamm der Jöten genannt werden, die den Göttern feindlich gesinnt sind und Schaden auf der Welt anrichten. Viele Mythen der Edda erzählen von seinen Kämpfen gegen sie.
 

Thors Gestalt im Mythos
 

Thors schützende Kraft zeigt sich in der Natur in der Gewalt von Blitz und Donner. Sein heiliger Baum ist die Eiche, sein Tier der Ziegenbock. Im Mythos fährt er auf seinem Streitwagen, der von zwei Böcken gezogen wird, gegen seine Feinde. Als Gott der sozialen Schutzfunktion (Krieger) beschreiben ihn die Dichter so, wie man sich einen Vikingerkrieger vorstellt: groß, kräftig gebaut und mit dichtem rotem Bart. Er hat funkelnde Augen, die seinen Feinden Angst machen, eine laute Stimme und kann Unmengen essen und trinken.
 

Thors Waffe und ist ein Hammer, der Mjöllnir heißt und von Alben geschmiedet wurde. Wenn er ihn nach seinen Feinden wirft, kehrt er wie ein Boomerang wieder in seine Hand zurück. Mit seinem Hammer kämpft Thor aber nicht nur, sondern weiht damit auch alles, was schützenswert ist, z.B. die Ehepaare bei der Hochzeit, den Spruch des Richters, das Trankopfer oder die Runen, die man ritzt. Er heißt Véorr, Beschützer, Vingþórr oder Vingnir, Weihender, und Ása-Þórr, weil er zur Asenfamilie gehört.
 

Thors Wohnort in Asgard heißt Thrudheim (Kraftheim) und seine Halle dort heißt Bilskirnir. Seine Gattin ist Sif (Sippe), seine Söhne sind Magni (Starker) und Modi (Zorniger), seine Tochter Thrudur (Kraft) und sein Ziehsohn der Wintergott Ullr. Auf seinen Fahrten wird Thor von den Bauernkindern Thjálfi und Röskva begleitet, oft auch von Loki, der ihn mit trickreichen Einfällen unterstützt.
 

Der Sohn der Erde
 

Die älteste Darstellung Thors, eine bronzezeitliche Felszeichnung aus Schweden, zeigt ihn als bockshörnigen, zwei Hämmer schwingenden Gott der Fruchtbarkeit oder besser der Männlichkeit. Als Sohn der Erde hat Thor am lebensspendenden Wesen seiner Mutter ebenso Anteil wie am magischen Geist seines Vaters Odin, der sich in der schamanischen Tiermaske zeigt. Der Name seiner Frau Sif und die Verwendung seines Hammers zur Weihe der Ehepaare weisen darauf hin, daß Thor eng mit dem Fortbestand der Sippe verbunden ist. Da seine Naturmanifestation Gewitter und Regen sind, spendet er auch den Feldern und Weiden Wachstum.
 

Deshalb – und natürlich als Beschützer des Lebens, der Haus und Hof, Familie, Tiere und Felder vor Schaden bewahrt – ist Thor ein Gott der Bauern, die ihn stets ganz besonders verehrten. Vielen steht er persönlich näher als Odin. In der Vikingerzeit galt Odin als Gott der Krieger, Anführer und Dichter, Thor aber als Gott des Volkes.
 

 

Die Verehrung Thors
 

Thor ruft man in allen Dingen an, bei denen man göttlichen Schutz braucht und selbst stark und durchsetzungsfähig sein muß, aber auch als Weihegott, wenn man Runen, Kultplätze, Menschen und Tiere, die Felder oder wichtige Handlungen weihen, d.h. mit göttlicher Kraft laden und vor schädlichen Einflüssen schützen will. Dazu macht man das Hammerzeichen, indem man ein auf dem Kopf stehendes T in die Luft oder über die Dinge zeichnet, die man weihen will. In dieser Form zeigt der Hammer, ebenso wie bei den Thorshämmern, die wir als Amulette und Erkennungszeichen tragen, als Ausdruck der friedlichen Absicht mit dem Eisen nach unten.
 

Der Schutzgott des Heidentums
 

Diese Thorshämmer sind alte Schutzamulette, waren aber schon in der Vikingerzeit, als Gegensymbol zum Christenkreuz, das Erkennungszeichen der Heiden und somit ein Symbol bewußten Heidentums. In dieser Zeit wurden viele Krieger, die Odin verehrt hatten, Gefolgsleute der christlichen Könige und nahmen die fremde Religion ihrer Chefs an. Der Widerstand gegen Zentralherrschaft und Zwangsmission – für die angestammte Religion und ihre demokratische Sippenordnung – ging von den Bauern aus, die Thor verehrten. So wurde die Verehrung Thors von den Königen am brutalsten verfolgt, konnte sich aber dennoch lange behaupten. Es wird auch erzählt, daß Thor dem norwegischen König Olaf auf seinem Schiff erschien und ihn zur Rede stellte. Dann sprang er ins Meer, ohne Rache zu üben.
 

Diesen schützenden, aber friedfertigen, hilfreichen Gott, der uns mit Kraft und Stärke erfüllt, verehren wir auch als Schutzgott unserer Religion.
 

Thors Ende
 

Der dritte Kampf, den Thor gegen die Midgardschlange führen muß, wird auch sein letzter sein. Zweimal entkommt sie ihm, beim dritten Mal, in der Götterdämmerung, tötet er sie – und sie ihn. Nach einem gewaltigen Ringen trifft er sie mit seinem Hammer tödlich, doch im Kampf hat sie all ihr Gift über ihn gespien. Neun Schritte geht Thor von dem sterbenden Ungeheuer zurück, dann bricht auch er tot zusammen.

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